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Wie erzieht man Bürger zur Demokratie?

(Kako odgojiti građane za demokraciju)

Symposium in Zadar, 16. und 17. Mai 2019

Lautes Denken von: Doc. Dr. Art. Nikola Nikša Eterović

 

Integrations- und Inklusions- (Inkorporations-) übungen der Demokratie

(Integracijske i inkluzijske (inkorporacijske) vježbe demokracije)

 

  • das Denken aus der Praxis, dargestellt in drei Bildern – drei Übungen und einer Fragenkette, die mit meiner eigenen NACQ-Methode (necklace of answers created with Questions oder auf Deutsch: mit Fragen erstellte Antwortenkette) erstellt worden ist –

 

Lautes Denken unter Mitwirkung der Anwesenden ist die Art und Weise, wie wir um und über das Thema der Konferenz umherkreisen werden;

aus intensiver Praxiserfahrung mit anderen und andersartigen, mit Minder- und Seltenheiten, Flüchtlingen und von sich selbst Geflüchteten, multinationalen Familien und Frustrierten, möchte ich die hier anwesenden Konferenzteilnehmer mit einigen Gedanken und Ideen „vom Rande der Bühne“ konfrontieren, wo Krümel der politischen Kreationen und Entscheidungen aufgepickt werden, wo Demos gleichzusetzen ist, mit: Rationen – des Militärs, der Polizei, der Politik und weiterer –

und das K:

geht verloren (!) – Demo(k)rati(on)e(n)!

Dieses Wort wird benutzt, um im Müll zu wühlen, im wahren und im metaphorischen Sinne, um zu überleben.

 

DEMOKRATIE in drei Bildern, drei Übungen und der NACQ.

 

Teilnahme erfolgt planmäßig auf eigene Gefahr!

 

ERSTES BILD:

 

Wir befinden uns unter einem Wasserfall, in dem alle Gewässer dieser Welt zusammengeflossen sind, allein für ein Millennium-Foto kreiert. Sodann hängen wir uns einen Fotoapparat und eine Videokamera um den Hals, um auf diese Weise ein Selfie für die Ewigkeit einzufangen.

Bereiten Sie sich vor. Schauen Sie nach vorne. Es ist ein sonniger Tag, alles leuchtet – setzen Sie Ihre Sonnenbrille auf, natürlich von einem namhaften Hersteller, setzen Sie Ihre Kappe mit Sonnenblende auf.

 

– Alle versammelten Personen führen dieses aus und schauen in den Wasserfall aller Gewässer –

 

Schauen Sie. Lassen Sie sich von der Sonne im Wasserfall blenden.

 

Geschrei. Weinen. Gedränge. Kontinente fallen. Der leuchtende Wasserfall hat die Erde verschüttet.

 

Die Stille ist gewachsen.

 

 

Die Fotografie wurde in „Die Zeit“ veröffentlicht.

Dieser Fotograf ist weg.

Er ist illegal in eine andere Welt übergegangen.

Wird er dort seinen Aufenthalt legalisieren?

Diese Kreation wurde durch eine Reihe von demokratischen Entscheidungen und Muskeltraining geschaffen, indem die Hände öfter DAFÜR als DAGEGEN gehoben wurden, für das, wofür sich die herrschenden Organisationen in verschiedenen Profitoasen ausgesprochen haben.

Würden die meisten Entscheidungen, die zur endgültigen Schöpfung führten, auch das Volk bzw. die „Schafe“, wie sie ein verstorbener kroatischer Machthaber nannte, treffen? Ein Volk, das mittels demokratischer Wahlen (falls es überhaupt zur Wahl gegangen ist) seine Vertreter gewählt hat, die ihm den Weg ebnen, als Wegweiser und als stützende Kraft dienen sollen.

Handelt es sich bei der Demokratie nicht etwa um eine Lehre zur Perfektionierung der Entfremdung?

 

ERSTE ÜBUNG:

 

D E M O K R A T I E

 

Kreisen Sie jeden Buchstaben ein.

Ziehen Sie aus diesen Kreisen, mit denen Sie jeden Buchstaben umrahmt haben, Geraden in den leeren Raum des Papiers und schreiben Sie die Charakteristiken der DEMOKRATIE auf, indem Sie jeweils den eingekreisten Buchstaben als Anfangsbuchstaben für die aufgezählten Wörter benutzen. Versuchen Sie die Aufzählung so zu gestalten, dass verschiedene Qualitäten, Assoziationen und inhaltliche Bedeutungen der Demokratie aufgeführt werden.

Schreiben Sie dieses Wort auf die Weise auf, wie Sie es in Ihrer Erstsprache schreiben würden, demnach auf Deutsch oder Kroatisch. Bereichern Sie die eingekreisten Buchstaben mit einer Reihe von Wörtern in der Sprache, in der Sie den Ausgangsbegriff für diese Übung geschrieben haben.

Sie haben fünf Minuten Zeit, um diese Aufgabe zu erledigen.

 

Lassen Sie uns das Geschriebene lesen.

 

 

ZWEITES BILD:

 

Gegen drei Uhr morgens, als sie die Anwesenden zum Ermüden gebracht und über das entschieden haben, was die meisten morgens um neun Uhr zu Beginn der Sitzung nicht gewählt, sondern sich sogar lauthals und argumentiert dagegen gewährt hätten, schließen sie die Türen hinter sich, verkriechen sich in den Toiletten und kommentieren schnell, während sie das Wasser lassen: „Chef, es ist durchgekommen!“, „Wie ist das Verhältnis?“, „Drei Stimmen mehr als benötigt“, „Wunderbar, demnach ein demokratisches Wahlergebnis“, „Mussten Sie ihnen viel versprechen?“, „Das machen wir schon, nichts Weltbewegendes.“

Und der Chef geht durch die Hintertür nach draußen.

Und die anderen pissen schön einer nach dem anderen, damit niemand etwas bemerkt.

 

Also gut, zahlen Sie ihnen so viel sie verlangen, bieten Sie ihnen etwas an, was sie überraschen wird, erlassen Sie ihre Schulden, räumen Sie ihre Sünden aus dem Weg, belangen Sie sie nicht dafür, wir brauchen sie – sie sind doch unsereiner – finden Sie Wege, sodass sie das Gefühl haben sich zu versündigen, wenn sie etwas Negatives über uns sagen. Erklären Sie alles, was möglich ist zum Geschäftsgeheimnis – lassen Sie nichts durchsickern. Und ich werde der Öffentlichkeit erklären, dass das alles zu unserem Gemeinwohl ist und zur Steigerung von… was steigert sich?…warte,….ich finde schon etwas, was sich steigern wird, mein Gott noch mal!

Lassen Sie alle Beweise verschwinden, finden Sie einen Weg, sie zu vernichten. Und sollten sie, also mit ihren Forderungen zu uns kommen, lassen Sie sie in unsere Räumen treten, damit sie sich selbst davon überzeugen können, dass es nicht Anstößiges zu finden gibt, was ihre Revolte entfacht hat. Machen wir doch einfach einen Tag der offenen Tür.

 

Und wir beide bleiben hier und entspannen uns bei einer Partie Schach.

 

 

ZWEITE ÜBUNG

 

„Herzlich willkommen! Hier werden Sie untergebracht. Dies ist natürlich nur der Anfang. Es wird auch anders kommen. Lassen Sie uns sofort etwas zeichnen – WILLKOMMENSBILDER!

Hier sind Blätter, und da sind drei Buntstifte. Sie können jetzt etwas aus der Seele heraus zeichnen, was immer Sie wollen – zeichnen Sie ein WILLKOMMENSBILD.“

 

Eine Gruppe zeichnet mit roter – weißer – blauer Farbe; die andere mit schwarzen – roten – goldenen Buntstiften.

 

Wir schauen uns die Bilder an und heißen sie erneut willkommen:

 

Unsere Türen stehen Ihnen offen, integrieren Sie sich in die Gesellschaft, egal wie lange der Krieg bei Ihnen andauern möge, entspannen Sie sich, finden Sie hier Ihre Ruhe.

 

Es kam vor, dass nicht genug Zeichenstifte in den genannten Farben eingeplant wurden, also brachte jemand aus dem Keller alle Farben, die er finden konnte, und bot den anderen an, eine Farbe zu wählen, die sie wollten, um etwas nach Belieben zu zeichnen.

 

Die anderen zeichnen.

Lassen Sie uns die Bilder anschauen.

 

EIN – ZWEI – DREI, los geht՚s mit der INTEGRATION!

 

BUNT- BUNT- BUNT, wer vermag all die ungeladenen Gäste zu versammeln, was sollen wir hier und bis wann mit ihnen machen – INKLUSION!

 

DRITTES BILD

 

– eingefangene Momente des Workshops in einer Reihe von Fotografien –

 

Enthält diese Arbeit Elemente zur Vorbereitung der Menschen auf die aktive Teilnahme am Leben in dem Raum, wo sie ein Sturm hingeschleudert hat?

 

 

DRITTE ÜBUNG

 

Den Wörtern, die aus dem Wort Demokratie abgeleitet wurden, müssen zunächst ein Verb – ein Adjektiv – ein Substantiv hinzugefügt werden, je nachdem, um welche Wortart es sich handelt. Demzufolge werden dem Substantiv ein Adjektiv und ein Verb, dem Verb ein Substantiv und ein Adjektiv, und dem Adjektiv ein Substantiv und ein Verb hinzugefügt.

 

Das Blatt Papier mit diesen Sätzen muss weitergereicht werden. Diese andere Person wählt aus den dargebotenen Sätzen fünf Sätze aus und ordnet sie in einer Reihenfolge von vier plus einem Vers an.

 

Lassen Sie uns die Gedichte lesen.

 

 

Einer meiner Studenten, Kristijan Vojnić, ein junger Mann mit spielerischer Kreativität von inspirierend hoher Qualität schrieb mir am 15. März 2019 eine E-Mail, die ich nachfolgend vollständig zitieren möchte:

 

Lieber Professor,

wenn Sie Interesse daran haben, woran ich gerade arbeite, schicke ich Ihnen anbei einen Text von zweieinhalb Seiten. Ich muss ihn noch ein bisschen überarbeiten und werde ihn dann für die Konferenz im Mai anmelden.

Im Anhang befindet sich auch ein Pitch für ein Start-up-Projekt.

Über das Festival möchte ich nicht sprechen, das werden Sie in der Praxis erleben.

Das Beste kommt zum Schluss. Und nun das Gedicht, das nach Ihrer NACQ-Technik entstanden ist…

 

7 Verse (vorbei) über das (am) Leben

 

Wenn jedes Leben heilig ist, ist dann das Leben der Muslime, Hindus, Zionisten heilig?

Wenn jedes Leben heilig ist, ist dann die Welt der Drogenabhängigen, Alkoholiker und Obdachlosen heilig?

Wenn jedes Leben heilig ist, ist dann das Leben der Kinder, die aus Vergewaltigungen entstanden sind, heilig?

Wenn jedes Leben heilig ist, was ist es, was heilig am Leben ist?

Wenn jedes Leben heilig ist, was ist es, was im Fremden heilig ist?

Wenn jedes Leben heilig ist, ist dann das Leben des klaren Wassers, der Inseln und der grünen Landschaften heilig?

Wenn jedes Leben heilig ist, was ist es, was in der Angst und der Schöpfung heilig ist?

 

Alles in allem gibt es nichts in Sicht, wovon ich mir meine Existenz sichern könnte.

Die Mechanismen der Ausbeutung und Aggression kommen immer deutlicher zum Vorschein.

Alles, jede Lebenspore ist von den Machtverhältnissen durchdrungen. Wir verfangen uns in diesem Netz und werden langsam aber sicher Teil dessen, gegen das wir gekämpft haben. Das passiert seit jeher – das ist Geschichte. „Die Freiheit stirbt. Zuerst als Tragödie, dann als Farce.“

Ich möchte nicht Teil dieses Spiels sein … wie sauer ihre Mienen sind, während sie die Wunden in fremden Augen betrachten. Mit der heiligen Pflicht, der anschwellenden Materie eine Form zu geben.

Sie verzeichnen, kategorisieren, urteilen.

Bei der Wiedergeburt Jesus Christi werden die, die mit der Bibel unter dem Kopfkissen schlafen, ihn zuerst kreuzigen.

Oh, ihr Opankenträger, die ihr an die Höfe kamt…. Gebt mir euer Land, euer saftiges Grün und Vieh, von denen ihr geflohen seid, und ich werde meine Stimme für euch abgeben.

 

Ich brauche weder eine Frau noch Ruhm … nur das Grüne, Erde, Vieh, Samen. (Und Internetzugang, ein Solarpaneel, einen 3.000-Euro-Laptop und eine Blackmagic-Kamera)

 

Anstatt einer Schlussfolgerung haben wir beim Workshop gemeinsam mit unseren Studenten nach einer Antwortenkette auf die Frage, die im Titelthema der Konferenz gestellt wurde, mithilfe meiner NACQ-Methode, gesucht:

 

Neigen wir zur Dressur?

 

Unterscheiden wir uns wesentlich von den Tieren?

 

Warum sind der Instinkt und die Intuition bei einer Vielzahl von Menschen eingeschlafen?

 

Warum sind die Menschen so passiv?

 

Liegt das Problem in der Unfähigkeit, die sogenannte Demokratie zu beeinflussen?

 

Kann man Bürger zur Demokratie erziehen?

 

Kann man Bürger zur Demokratie in einem nichtdemokratischen Staat erziehen?

 

Kann man Bürger erziehen, die Veränderungen in Bewegung setzen werden?

 

Was ist der Sinn von Demokratie?

 

Wer belügt uns mehr, die Regierung oder die Medien?

 

Und zu dieser Antworten-/Fragenkette, möchte ich noch Folgendes ergänzen:

 

Kennen Sie eine Form der Erziehung, die den zu Erziehenden berücksichtigt und respektiert?

 

Funktioniert die Demokratie, wenn manche Menschen als illegal eingestuft werden?

 

Geht es um: eine Quasi-Demokratie?

 

Eine Quasi-Erziehung?

 

Eine Quasi-…?!?

 

„Und du hast quasi keine Schmerzen / du bist quasi glücklich …“, ich zitiere einige Verse von Enes Kišević.

 

Eine Quasi-Erziehung?

 

Eine Quasi-Demokratie?

 

Doz. Dr. Art. Nikola Nikša Eterović

 

Berlin / Varaždin / Lepoglava / Zadar ,  Januar – 21. März 2019

 

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