Riken-no-ken, Die Sicht der abgeschiedenen Sicht, III, 5-7
Wir kamen mit gemeinsamer Arbeit zu einem Bühnenresultat, und zwar indem wir die Bühne sechs professionellen Schauspielern und achtzehn Herrschern der Straße und der Eingeweide der Stadt Berlin übergeben haben. Anfangs waren es viele mehr, aber sie haben nicht bis zur Premiere durchgehalten.
Wenn ich nicht nur an die Aufführung, sondern auch an die Proben denke, kann ich mich besinnen, dass ich oft mit Kämpfen zweier Bühnen konfrontiert wurde; der Straßenbühne und der Theaterbühne. Genauergesagt, dem Zusammenstoß zweier Welten. Nachdem ich mir dessen bewusst wurde, habe ich diesen Kampf mit Hilfe von einigen Bühnenarrangements noch mehr zugespitzt. Als die Zuschauer über die Bühne, auf der die Obdachlosen ausgebreitet herumlagen, in den Zuschauerraum eintraten und auf ihren Stühlen Platz nahmen, haben wir vor den Augen der Zuschauer, mit schnellen Handgriffen der Bühnenarbeiter, einen Käfig vor der Bühne aufgebaut und so die Akteure eingeschlossen. Jedoch, bedeutete dies ebenso, dass die Zuschauer nicht mehr die Möglichkeit hatten, den Zuschauerraum zu verlassen. Die gemeinsame Suche nach dem Ausweg, egal um welche Frage es sich handelt, ist eine perfide, allgemein anerkannte Lüge.
Wie kann man den Raum, in dem sich die Aufführung abspielte, verlassen?
Wenn man sich damit abgefunden hat, dass die Umstände eine bestimmte Handlungsweise bewirken können, und dass unser Handeln, das persönliche Zurechtfinden, ein bereicherter Erfahrungsschatz ist, dann wird die eigene Biografie in Bewegung gesetzt und mit der biografischen Methode angereichert. Biografische Tatsachen und die Erweiterung durch neue Umstände beinhalten immer etwas Repräsentatives, so wie jede Aufführung für jemanden bestimmt ist. Genauso wie der Schauspieler vor der Rolle zurückweicht, so müssen wir uns in neuen Situationen zurechtfinden, oftmals verblüfft über Lösungsansätze, die gar nicht wie die unseren erscheinen. So, wie es keine Rolle, ohne die Darstellung des Schauspielers gibt, so gibt es auch keine Situation, in der wir uns ohne unser Handeln auffinden.
Es verflicht sich diese künstlich aufgeteilte Welt der alltäglichen Realität mit der Theaterfantasie.
Ein Mensch, der schwimmen kann, wird leicht die Ähnlichkeiten zwischen dem Mechanismus des Schwimmens und des Gehens erkennen. Ein Mensch, der geht, wird seine Schwierigkeiten haben, die Ähnlichkeit mit dem Schwimmen zu erkennen. Darüber hat Henri Bergson sehr ausführlich, in seinen Auseinandersetzungen mit der Schöpferischen Entwicklung[1] geschrieben.
Wir wissen, dass ein, dem Schein nach kleinerer Teil der Menschheit bei einer Wassergeburt, schwimmend zur Welt gekommen ist, und der andere mit Geschrei und dem Stoß gegen etwas Hartes. Wie beeinflusst die Geburt das was noch kommen mag? Sowohl bei den einen als auch bei den anderen wurde die Nabelschnur durchtrennt.
- Ist es möglich über das Leben nachzudenken, ohne den Tod zu berühren?
- Wo und wie möchten Sie beigesetzt werden?
- Gibt es in der Welt nicht weniger Selbstmörder, als Mörder, die sich das Recht einräumen andere zu töten?
- Auf welche allgemein anerkannten Lügen ist es schwer zu verzichten?
- Ist jedermanns Leben eine Art und Weise/Methode oder etwas Besonderes/Persönliches?
- Haben Sie das Gefühl erlebt geliebt zu werden? (generell)
- Wissen Sie wie man liebt?
- Können Sie lieben?
- Wann haben Sie sich das letzte Mal überrascht und Ihren eigenen Blick als einen fremden erlebt?
- Wenn Sie das erste Mal jemandem begegnen, wo bleibt dann Ihr Blick hängen?
- Wo sind alle aufgebauten Bühnen?
- Brauchen wir einen Zuschauerraum, um die Bühne finden zu können?
- In welcher Beziehung stehen das eigene Handeln und das Resultat dieses Handelns?
- Ist nicht jedermanns Existenz ein Antrieb für das Handeln von innen und von außen heraus?
- Bestimmt uns eher das Verb oder das Adjektiv?
- Sind Sie Wissensdurst(ig)?
- Oder sind Sie eher Durst(ig) wissend?
- Wie prägen sich die verschiedenen Geburtsarten auf die Gestaltung der Persönlichkeit aus?
- Gehört Ihnen Ihr Name?
- Was sehen Sie als Erstes, wenn Sie die Augen schließen?
- Wo befindet sich in diesem Moment Yoshi Oida? In Japan?
[1] Die schöpferische Entwicklung, Im Original: L’Evolution créatrice auf frz. zuerst 1907, dt. 1912 veröffentlicht
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