Menu

es geht weiter mit… 10. Verflechtung der realen und fiktiven Biografie auf der Bühne, weitere Seiten

IV.

Yayoi Kusama wurde 1929 geboren und ist eine japanische Künstlerin. Ihr Markenzeichen sind Polka Dots, farbige Punkte, die sie allerorts hinmalt, auf Kleidung, ins Wohnzimmer, auf Leinwände, überall. Da stellt sich einem die Frage, ob sie diese Punkte, aus ihrer Perspektive, in diese Räume, auf Oberflächen, mit ihren Bewegungen malt, oder ließt sie sie aus diesen Räumen auf und macht sie für uns alle sichtbar.

Das Aufwachsen unter dem Druck der traditionellen Erziehung, die Entfremdung und das Unverständnis der Mutter sind mögliche Gründe für die Halluzinationen und das Auftreten der Krankheit schon im jungen Kindesalter. Sie erlebte und sah Punkte und Gitternetze um sich herum; sie hatte Angst sich darin aufzulösen.

„Ich sah auf das rote Muster der Tischdecke, als ich aufblickte, bedeckte dasselbe rote Muster die Decke, die Fenster und die Wände, und schließlich den ganzen Raum, meinen Körper und das Universum. Ich begann mich selbst aufzulösen, und fand mich in der Unbegrenztheit von nicht endender Zeit und in der Absolutheit der Fläche wieder. Ich reduzierte mich auf ein absolutes Nichts.“, erinnert sich Yayoi Kusama.[1]

Halluzinationen und die Angst vor phallischen Objekten wurden zum Bestandteil ihrer Kunst. Schon 1939 zeichnet sie ihre halluzinativen Netzmuster, wonach dann Farbpunkte und andere Elemente folgen, die einen faszinierenden Raum fürs Leben und für die Abtragung formen, eine Welt, in der sie ihre eigene Existenz lebt.

Nach ihrer Rückkehr aus New York, wo sie von 1958 bis 1973 gelebt hatte, wählte sie in Japan freiwillig eine Nervenheilanstalt als Heim und Arbeitsplatz.

Jetzt, als reife und renommierte Künstlerin arbeitet sie weiter, sie verflechtet und kombiniert die Welt der farbigen Punkte (Polka Dots) und der halluzinativen Netzmuster (Infinity Nets). Es entstehen individuelle, intensive, faszinierende und einmalige Werke.

 

2006 wurde Kusama mit dem „Praemium Imperiale“, dem Nobelpreis der Künste ausgezeichnet, und 2009 wurde sie zur Bunka Kōrōsha ernannt, was die Bezeichnung für eine Person mit besonderen Verdiensten in der Kulturszene ist.

Die eigenen Halluzinationen und krankhaften Zustände hat sie veredelt und zu ihren Komplizen bei ihren Kunstwerken gemacht. Sie hat Licht ins Leben gebracht, das sich in der Welt verbreitet und von vielen Liebhabern ihrer Kunst angenommen wurde. Ihre Netze und Punkte und phallischen Elemente bezeugen von der Kraft, die aus einem Kunstwerk entstehen kann, und zwar nicht nur für ihren Autor, sondern auch für die Menschen, die dieses Kunstwerk betrachten und erleben.

Yayoi Kusama, Kunstwerk und Privatperson, ein Dualismus in einer bunten, in Träumen getränkten und beleuchteten Welt – eine unzertrennbare Einheit. Die Biografie besteht als Thema, als Methode und als Tatsache.

[1] wiki

Leave a Reply

avatar
  Subscribe  
Notify of